Die Aufgaben

Die Heeresaufklärungstruppe ist der wesentliche Träger der Aufklärung des Heeres. Ihre Kräfte und Mittel sind so ausgewählt, dass sie den Informationsbedarf des Truppenführers decken und ein umfassendes, möglichst lückenloses Lagebild ermöglichen. Dabei kann sie auch Aufklärungsergebnisse anderer Aufklärungsmittel ergänzen, vertiefen oder verifizieren. Sie trägt damit auch in erheblichem Maße zum Schutz der Kräfte in den Einsatzgebieten bei.

Neuausrichtung der Bundeswehr – und der Aufklärung

Die konsequente Neuausrichtung der Bundeswehr auf die wahrscheinlichsten Einsätze einschließlich des Kampfes gegen den internationalen Terrorismus erfordert ein angepasstes Fähigkeitsprofil der Streitkräfte, das sechs miteinander verzahnte Fähigkeitskategorien umfasst. Diese sind in der Konzeption der Bundeswehr beschrieben.

Eine dieser Fähigkeitskategorien ist Nachrichtengewinnung und Aufklärung (NG&A). NG&A ist eine streitkräftegemeinsame Aufgabe, die erst durch das Zusammenwirken verschiedener Systeme in einem Verbund ihre volle Wirksamkeit entfalten und damit ein umfassendes, aktuelles Lagebild liefern kann. Die Kräfte zur NG&A gewinnen und erfassen dabei weltweit Informationen und Nachrichten zur Lage in Interessen-, Krisen und Einsatzgebieten, werten diese aus und stellen sie lageabhängig, auftragsbezogen und bedarfsgerecht im streitkräftegemeinsamen Verbund NG&A bereit.

Die neue Truppengattung “Heeresaufklärungstruppe”

Die Neuordnung der Truppengattungen im Heer wurde im Oktober 2005 durch den Kommandeurbrief des Inspekteurs des Heeres angekündigt. Speziell für die bisher eigenständigen Truppengattungen Panzeraufklärungstruppe und Fernspähtruppe hatte dies gravierende Folgen. Diese Truppengattungen wurden aufgelöst und zusammen mit den Drohnenaufklärungskräften der Artillerie und den Feldnachrichtenkräften in der neuen Truppengattung Heeresaufklärungstruppe zusammengefasst. Die Aufstellung der Truppengattung war 2008 abgeschlossen. Danach standen erstmals fast alle Aufklärungskräfte des Heeres unter einer gemeinsamen konzeptionellen Führung. Ausgenommen blieben von der Reform beispielsweise Aufklärungskräfte der Heeresfliegertruppe, der ABC-Abwehrtruppe und der Fernmeldetruppe EloKa.

Die Heeresaufklärungstruppe – viel mehr als nur Spähaufklärung

Die Heeresaufklärungstruppe ist der wesentliche Träger der Aufklärung des Heeres. Sie hat den Auftrag, mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln alle Aspekte der taktischen Gefechtsfeldaufklärung und operativen Aufklärung in der Tiefe des Gefechtsraumes abzudecken und so die Voraussetzung zur Erstellung eines möglichst realen zeitnahen militärischen Lagebildes für die Kommandeure der Kampftruppen sicherzustellen. Von besonderem Interesse sind unbekanntes Gelände im Vorfeld, Verkehrswege, Sperren, ortsfeste militärische Einrichtungen und Informationen zur Stärke, Dislozierung und Marschrichtung feindlicher Truppen.

Die Bataillone der Heeresaufklärungstruppe leisten im gesamten Aufgabenspektrum der Streitkräfte

  • bodengebundene Spähaufklärung mit Spähtrupps (SpTrp),
  • Aufklärung mit leichten abgesessenen Aufklärungskräften (leichte Spähgruppen / leSpGrp)
  • luftgestützte unbemannte abbildende Lageaufklärung
  • Gefechtsfeldradaraufklärung sowie
  • Aufklärung mittels Feldnachrichtenkräften

Die Luftlandeaufklärungskompanien führen – neben diesen o.g. Fähigkeiten – auch Fernspähaufklärung durch.

 

Prinzip des Sensormix in der Aufklärung

In der ganzheitlichen Betrachtung eines Aufklärungsbataillons ist die Spähaufklärung nur eine neben weiteren Aufklärungsfähigkeiten. Diese sind die bodengebundene Radaraufklärung mit dem Aufklärungsradar RASIT bzw. LeGAR, die luftgestützte unbemannte Aufklärung mit den Systemen Luftgestützte unbemannte Nahaufklärungsausstattung (LUNA) und Kleinfluggerät Zielortung (KZO), sowie die Feldnachrichtenaufklärung mit gesprächsbasierten Einsatzarten (z.B. Befragung, Gesprächsführung mit Kontakten).

Über ein vergleichbares Fähigkeitsspektrum verfügen die beiden Luftlandeaufklärungskompanien 260 und 310 – zwar in geringerem Umfang, dafür jedoch luftverladbar und für unterschiedliche Arten des luftgestützten Einsatzes optimiert. Darüber hinaus verfügen die Kompanien über jeweils zwei Fernspähzüge. 

Die Fernspäh- und Feldnachrichtenkräfte der Heeresaufklärungstruppe übernehmen besondere Aufträge:

Fernspähkräfte gewinnen im Verborgenen Schlüsselinformationen weit hinter den feindlichen Linien. Sie sind dabei auf sich gestellt und nicht motorisiert. Sie wirken mit den Spezialkräften des Heeres zusammen und können die Aufgabe als “Forward Air Controller” übernehmen.

Feldnachrichtenkräfte erstellen Lagebilder durch Gesprächsführung, Befragung von Personen im Gewahrsam der Streitkräfte und der Beobachtung von Objekten und Personen (HUMINT).

Die Heeresaufklärungstruppe ist befähigt, die durch eigene Aufklärungsmittel gewonnenen Informationen auszuwerten. Darüber hinaus kann die Truppe auch Aufklärungsergebnisse anderer Aufklärungsmittel ergänzen, vertiefen oder verifizieren. Das gewonnenen Lagebild stellt die Truppe den militärischen Führern aller Ebenen sowie dem streitkräftegemeinsamen Nachrichtengewinnungs- und Aufklärungsverbund (NG&A) möglichst bedarfs- und lagegerecht und unmittelbar zur Verfügung. Der gemeinsame N&A-Verbund wird im Heer beispielsweise auch durch die „Joint Fire Support Teams“ der Infanterie und Artillerie getragen. Zur Übermittlung der Information verfügt die Heeresaufklärungstruppe über besondere Fähigkeiten auf dem Gebiet des Fernmeldewesens.