Spähpanzer Luchs A2

Die Panzeraufklärungstruppe der neu geschaffenen Bundeswehr benötigte dringend ein geeignetes Fahrzeug. Dessen Entwicklung erfolgte durch Porsche als Subunternehmer von Daimler-Benz Anfang der 60er Jahre. Zur Serienreife gebracht wurde schließlich zwischen 1968 und 1974 ein Achtrad-Panzer, der den Namen Luchs erhielt. Der Luchs wurde zum Standardpanzer der Aufklärungstruppe, die Soldaten schwärmen noch heute von den überragenden Eigenschaften dieses Spähpanzers. Bis 1977 wurden insgesamt 408 Exemplare ausgeliefert, die letzten wurden erst Anfang 2009 außer Dienst gestellt.

Spähpanzer haben eine lange Tradition im deutschen Heer. Bereits im Zweiten Weltkrieg waren die 4-achsigen Fahrzeuge mit ihren Allradantrieb eine weiterentwickelte Waffengattung mit völlig eigenständigen Systemen. Es ist kaum verwunderlich, dass in der Bundeswehr bereits in den 60er Jahren wieder eine „Rückbesinnung“ auf diese Fahrzeuge vollzogen wurde und statt „alliierter Technik“ wieder ein typisch deutsches Spähfahrzeug in Entwicklung ging.

Der Panzerspähwagen Luchs der Bundeswehr basiert auf dem erfolgreichen Konzept des Sd.Kfz. 234/2 „Puma“, er hat die 8-Rad Steuerung und den Rückwärtsfahrer beibehalten, außerdem war der Luchs schwimmfähig (es wurde bei Wasserfahrt durch zwei im Heck befindliche Ruderpropeller angetrieben), kaum hörbar und mit beschussfesten Reifen ausgestattet. Die Einführung erfolgte im Mai 1975.

Als Bewaffnung dienen eine Bordmaschinenkanone RH 202 Mk 20 mm mit Munitionswechseleinrichtung (Sprenbrand- bzw. Hartkernmunition) und als Sekundärwaffe ein 7,62 mm MG3.

Der Luchs ersetzte den französischen Hotchkiss SPz kurz 11-2, der damals bereits auf eine 20jährige Einsatzzeit bei der BW zurückblicken konnte.

Der Luchs auf Pirsch
Jeweils zwei SpPz Luchs bildeten einen leichten Panzerspähtrupp, der von einem erfahrenen Feldwebeldienstgrad oder einem Leutnant angeführt wird. Der Fahrer sitzt vorn links, der Kommandant und der Richtschütze sitzen im Turm. Der Funker – er ist gleichzeitig der Rückwärtsfahrer – sitzt hinter dem Turm, mit dem Rücken zur Fahrtrichtung.

Der Luchs war nicht für Kampfeinsätze gedacht- vielmehr sollte er unbemerkt feindliche Stellungen und Bewegungen ausspähen. Sollte es dabei Ärger geben – „Rückwärtsfahrer marsch! marsch!“

„Flucht ist der bessere Teil der Tapferkeit – und nichts in der Truppe ist schneller weg als ein Luchs!“. Wie auch immer – der Luchs hat Maßstäbe in dieser Waffengattung gesetzt.

Kräftig und leise
Die Wanne des Luchs besteht aus geschweißtem Stahl. Das Antriebsaggregat, bestehend aus Motor, Automatikgetriebe und diversen Luft- und Ölfiltern liegt „klassisch“ im hinteren Teil des Fahrzeugs und kann in einem Block ausgetauscht werden. Dies macht den Luchs zu einem wartungsfreundlichen Waffensystem. Eine weitere Besonderheit stellt die Kraftstoffversorgung des Motors dar. Der läuft mit einer ganzen Reihe von Treibstoffen – einschließlich Diesel oder Benzin. Mit Benzin betrieben, entwickelt der Zehn-Zylinder-Motor rund 390 PS bei 2500 U/min. Es werden alle 8 Räder angetrieben, die Steuerung wirkt entweder auf die 4 vorderen Räder, die 4 hinteren Räder oder auf alle 8 Räder. Die acht großvolumigen Niederdruckreifen weisen Notlaufeigenschaften auf, für Geschwindigkeiten bis zu 30 km/h können alle vier Achsen gelenkt werden. Das macht den Luchs zu einem höchstbeweglichen Fahrzeug (bei einer Größe, die immerhin länger und höher als ein Leopard Kampfpanzer 1A5 ist!).

Der leistungsfähige Vielstoffmotor ist auch aus unmittelbarer Nähe praktisch nicht zu hören. Wenn sich SpPz Luchs im Manöver befinden, darf aus Sicherheitsgründen nur in vorher bestimmten Bereichen auf dem Boden geschlafen werden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass Personen überrollt werden.

Über 30 Jahre im Dienst
Im Zeitraum 1975 -1977 wurden für die Bundeswehr 408 Spähpanzer 2 LUCHS gefertigt. In Verbindung mit einer Bedarfsinstandsetzung wurden die Fahrzeuge im Zeitraum 1980-­1983 mit einem Doppelgurt-Zuführer (DGZ) für wahlweise Sprengbrand- und Hartkern-Munition nachgerüstet (LUCHS A1).

Ab 1985 erhielten die Fahrzeuge ein Wärmebildgerät (Version SpPz 2), der IR/Weißlicht-Schießscheinwerfer entfiel. Das Fahrzeug verfügt über eine integrierte ABC-Schutzanlage.

Der SpPz 2 „Luchs“ A2 wurde im Rahmen der IFOR in Kroatien und Bosnien und der KFOR im Kosovo als Konvoibegleitschutz eingesetzt. Er dient nun auch bei der SFOR in Bosnien und Herzegovina im Rahmen der Friedenssicherung. Ein Teil der dort eingesetzten Fahrzeuge, wie auch ein Teil der in Mazedonien und im Kosovo stationierten, ist mit einer GPS-Navigationsanlage, einem Kreiselkompaß und einer zusätzlichen Datenfunkantenne kampfwertgesteigert worden.

Inzwischen sind die „Luchse“ durch die „Fenneks“ ersetzt worden, die alten Luchse wurden verschrottet.

 

Spähpanzer Luchs / Aufklärungspanzer (Rad) 8×8
Technische Daten

  • Einführungsjahr: 1975
  • Besatzung: Kommandant, Richtschütze, Fahrer, Funker (=Rückwärtsfahrer)
  • Länge: 7340 mm, Breite: 2980 mm Höhe: 2500 mm
  • Gefechtsmasse: 19,6 t
  • Turmmasse: 2,15 t
  • Achslasten:
    – vorn: 2 x 4,8 t
    – hinten: 2 x 5,0 t
  • Bodenfreiheit: 440 mm
  • Motorleistung: 286/2500 kW/min (390 PS)
  • Spezif. Antriebsleistung: 14,6 kW/t
  • Fahrbereich (Str.): ca. 800 km
  • Lenkung: Allradantrieb mit Allradlenkung, Propellerantrieb im Wasser
  • Geschwindigkeit: 90 km/h auf Straßen (100 km/h, frühe Version), 11 km/h im Wasser
  • vorwärts und rückwärts fahrfähig
  • Kletterfähigkeit: ca. 0,6 m
  • Grabenüberschreitfähigkeit: ca. 1,90 m
  • Wendekreis: 12,05 m
  • Bewaffnung:
    Hauptwaffe: Bordmaschinenkanone 20 mm, Feuergeschwindigkeit: 800-1000 Schuß/min, Kampfentfernung: bis 2000 m.
    Sekundärwaffe: MG Kal. 7,62 mm
  • Nebelwurfanlage: 2 x 4 Becher
  • Munitionsvorrat Hauptwaffe: 375 Stück
  • Munitionsarten:
    – AP-T: 75 m/s
    – HE-T: 300 m/s
  • Feuerleitrechner: mechanisch
  • Richtanlage: elektrohydraulisch
  • Stabilisierung: nein
  • Richtschütze: Wärmebildgerät
  • Kommandant: WBG über light-pipe
  • Nachtsehgeräte Kraftfahrer: Restlichtverstärker
  • Lenzpumpen: 3 Stück
  • Feuerlöschanlage: im Triebwerksraum


    cover
    Hans-Peter Lohmann:
    Spähpanzer LUCHS – Die technische Dokumentation des Waffensystems
    Motorbuch-Verlag; Stuttgart; 2010;
    ISBN: 978-3-613-03162-3, 207 Seiten; zahlreiche Fotos und
    Grafiken; Format: 26,5 x 23 cm; gebunden. Preis: 39,00 Euro
    Sie können das Buch hier online bestellen.

Herausgeber von pzaufkl.de/heeresaufklärer.de. PzAufklAusbKp 3/2, 3./PzAufklBTl 2, BrigSpz 5, Hessisch Lichtenau. div. Wehrübungen. Letzter Dienstgrad Olt.d.R. (vorl.)

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