Heeresstruktur 2 (1959–1970)

Um kleinere, mobilere Verbände zu schaffen, wurden ab 1959 Brigaden unterhalb der noch keineswegs vollzähligen und vollständigen Divisionen als selbstständig operierende Großverbände aufgestellt. Der dadurch erheblich gestiegene Personalbedarf ließ die Frage aufkommen, ob die traditionelle Panzeraufklärung „wie in Russland“ in die Tiefe des Feindes, die man gar nicht mehr als gegeben sah, noch notwendig sei und nicht von den Kampftruppen als erweiterte Gefechtsaufklärung durchgeführt werden konnte.

Nach harten Auseinandersetzungen erhielt das Panzeraufklärungsbataillon 4 eine Versuchsgliederung mit nur zwei Spähkompanien zu 8 Spähtrupps mit je 2 M 41. Die Panzeraufklärungs- (Panzergrenadier-) kompanie, die bis dahin noch mangels Schützenpanzer auf LKW 0,75 t Pritsche (Borgward) beweglich war, sowie Mörserzug und Pionierzug entfielen. Die Bataillonsstärke betrug lediglich 287 (F-Stärke) bzw. 323 (V-Stärke). Die beiden Kompanien wiesen je 5 leichte Spähtrupps mit je 2 SPz kurz Hotchkiss und 3 schwere Spähtrupps auf, von denen zwei je 2 M 41 und einer einen M41, dazu je ein Schützenpanzer kurz als Funkwagen hatte. Diese unsinnige Gliederung entstand durch die Heranziehung der vorhandenen fünf M 41 des „Kanonenzugs”. Diese Gliederung wurde dann allgemein eingeführt, jedoch erhielten auch die Brigaden Panzeraufklärungskompanien in gleicher Gliederung wie die der Bataillone. 

Gliederung PzAufklBtl – Heeresstruktur 2 (ab 1959).

Die Panzeraufklärungskompanie 310 im Organigramm der PzGrenBrig 31

Als Endstärke waren zehn Panzeraufklärungsbataillone und 33 Panzeraufklärungskompanien mit insgesamt rund 6500 Soldaten vorgesehen. Angesichts dieser Planungen und des knappen Personalansatzes – ein Bataillon bestand nur aus 287 Soldaten, die Brigadekompanien hatten eine Stärke von 113 Mann – waren die vielfältigen Aufgaben nicht zu meistern. Nach einer Studie der Panzertruppenschule konnten nur noch Spähtrupps für die taktische Erdaufklärung gestellt werden. Die Übernahme von Kampfaufträgen war nicht mehr möglich.

Auf Divisionsebene wurde bis zu einer Tiefe von 75 Kilometern, auf Brigadeebene bis zu 25 Kilometer weit auf der gesamten Breite des Gefechtsstreifens aufgeklärt. Dabei sollte der Kampf vermieden und höchstens zur Selbstverteidigung geführt werden.

Um jedoch die immer wichtiger werdenden Aufklärungsergebnisse auch durch Kampf erzwingen und Truppenmassierungen hinter der Feindfront zur Bekämpfung mit Atomwaffen aufklären zu können, war eine erhebliche Steigerung der Kampfkraft notwendig.

Schnell setzte sich die Erkenntnis durch, dass die Kampfkraft des Bataillone weder für die Durchsetzung der Spähaufklärung noch für sonstige Aufträge wie Flankenschutz ausreichte. Deshalb wurde dem Bataillon ab 1961 eine schwere Kompanie hinzugefügt, in der Endgliederung mit je zwei Panzerzügen und zwei Schützenpanzerzügen, dazu ein Pionierzug mit Schlauchboot-Brückengerät und ein Panzermörserzug. In die Stabskompanie kam zusätzlich ein Radarzug mit dem amerikanischen Gefechtsfeldüberwachungsradar AN TPS 33 bzw. dem französischen Radargerät Rasura für ungepanzerte Kleinfahrzeuge und pro Bataillon eine Ausbildungskompanie. Personalmäíšig bedeutete diese Verstärkung einen Aufwuchs von rund 300 Soldaten auf knapp 900 pro Bataillon. Mit den über 50 Kampf- und Schützenpanzern und der Kampfunterstützungskomponente war das Bataillon in der Lage, Kampfaufträge zu übernehmen.

Dafür wurden aber die Panzeraufklärungskompanien der Brigaden auf leichte Spähzüge in der Brigadestabskompanie reduziert. Damit verfügte die Brigade nur noch über sechs leichte Spähtrupps und je eine Erkundungs- und Kradgruppe, während die Bataillone allein in den zwei leichten Panzeraufklärungskompanien je acht leichte und drei schwere Spähtrupps einsetzen konnten.

Eine weiter für die Spähaufklärung bedrohliche Folge dieser Verstärkung war die Erkenntnis, dass die neuen Bataillone den verstärkten Panzergrenadierbataillonen an Kampfkraft ebenbürtig waren. Ein solches Panzeraufklärungsbataillon mit einer derartigen Kampfkraft war zwangsläufig für die Division auch als eigene Reserve geeignet. Es war sogar schon eine Umbenennung der Bataillone in „Panzerkavallerie-Bataillone“ angedacht (was den Panzeraufklärern sicherlich gefallen hätte), was ihrem eigentlichen Auftrag aber keineswegs gerecht geworden wäre. Die dem eigentlichen Spähauftrag fremde Auftragserweiterung wirkte sich noch jahre später aus. wenn die Panzeraufklärungsbataillone in Manövern immer wieder geschlossen als Verzögerungs-, ja sogar Angriffsverbände eingesetzt wurden.

Ab 1960 wurde der Bren Carrier durch den Schützenpanzer kurz (SPz 10) Hotchkiss ersetzt, der mit einer 20-mm-Bordkanone ausgestattet war. Beginnend ab 1965 wurden die M 41 durch Kampfpanzer Leopard 1 oder Kampfpanzer M 48 ersetzt, nachdem die Entwicklung eines Spähpanzers Kette Ru 251, den es im Panzermuseum in Munster noch zu sehen gibt, gestoppt worden war.

Gliederung PzAufklBtl – Heeresstruktur 2, 1961

Struktur der Panzeraufklärungsbataillone in der Heeresstruktur 2 (Stand November 1961):

  • 1. Stabs- und Versorgungskompanie, u.a. mit einem Radarzug
  • 2 Panzeraufklärungskompanie mit 4 schweren Spähtrupps (mit je 2 M41 und 1 SPz 10) und 2 leichten Spähzügen (mit je 4 leichten Spähtrupps bestehend aus je 2 SPz 10)
  • 3. Panzeraufklärungskompanien mit 4 schweren Spähtrupps (mit je 2 M41 und 1 SPz 10) und 2 leichten Spähzügen (mit je 4 leichten Spähtrupps bestehend aus je 2 SPz 10)
  • 4. schwere Panzeraufklärungskompanie bestehend aus 2 Schützenpanzerzügen (je 9 SPz 10), 2 Panzerzügen (je 6 M 41), 1 Panzermörserzug (6 mittlere Panzermörser 81 mm) sowie 1 Pionierzug (mit MTW 113)

Quellen unter anderem:
Stauffenberg BS, Strachwitz K-E. 60 Jahre Panzer- und Heeresaufklärer. DER PANZERSPÄHTRUPP NR. 58, Januar 2016

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Herausgeber von pzaufkl.de/heeresaufklärer.de. PzAufklAusbKp 3/2, 3./PzAufklBTl 2, BrigSpz 5, Hessisch Lichtenau. div. Wehrübungen. Letzter Dienstgrad Olt.d.R. (vorl.)